Szenariorahmen der ÜNB

Tabelle der Leistungsbilanz zum Entwurf des Szenariorahmens für den NEP 2030

Abb. Leistungsbilanz zum Entwurf des Szenariorahmens für den NEP 2030 (Version 2019)

Auch im Szenariorahmen der ÜNB zum Netzentwicklungsplan 2030 (Version 2019) [5] besteht in allen Szenarien, welche die wahrscheinliche Entwicklung in den Bereichen erneuerbarer und konventioneller Erzeugung, Stromverbrauch und Höchstlast sowie die energiepolitischen Rahmenbedingungen abbilden, für 2030 und 2035 eine erhebliche nationale Unterdeckung gesicherter Leistung von 14,5 GW bis zu 25,8 GW [6] (siehe Abb.).

Die von der Bundesregierung geplante Ausschreibung einer Kapazitätsreserve von 2 GW Jahreshöchstlasten, die durch die angestrebte nationale Sektorkopplung deutlich höher sein können, sowie die Entwicklung der Kapazitäten im In- und Ausland sei genau zu beobachten [7] fordern die Netzbetreiber.

Auch ENTSO-E weist darauf hin, dass koordinierte Studien und Monitoring-Aktivitäten für die Darstellung von systemweiten Effekten erforderlich sind. Andernfalls können kaum verlässliche Vorhersagen über künftige Versorgungssicherheitsniveaus getroffen und ein klareres Bild über zukünftige Systembedingungen erlangt werden.

Da die gesicherte Leistung abnimmt und das deutsche Stromsystem zunehmend durch witterungsabhängige Stromerzeugungsanlagen gekennzeichnet sein wird (Windenergieanlagen tragen lediglich 1%, PV-Anlagen 0 % zur gesicherten Leistung bei), wird Deutschland bereits mittelfristig von Stromimporten abhängig sein. Jedoch zeigen die Daten von ENTSO-E, dass durch die in den Nachbarländern ebenfalls stark rückläufigen gesicherten Kapazitäten und einen hohen Gleichzeitigkeitsgrad beim Stromverbrauch ausreichende Importe nicht gewährleistet sind. Nicht nur bestehen Hochlastsituationen in den Ländern Zentral- und Westeuropas oft gleichzeitig, auch wetterbedingte Effekte treten in bestimmten Regionen zeitgleich auf. Darüber hinaus können weitere Sondereffekte, wie z.B. eine technische oder politische Gasknappheit zu einer Verschärfung der Situation beitragen [8]. Dennoch herrscht in Europa allgemein die Überzeugung, dass sich jedes Land auf das andere verlassen kann.

Risiken für die Versorgungssicherheit ergeben sich aus Stilllegungen aus technisch-wirtschaftlichen Gründen sowie aus der Regulierung des Erzeugungsmarktes. Stilllegungen von Stromerzeugungskapazitäten haben nicht nur Auswirkungen auf das Land, in dem sie eintreten, sondern auch auf die benachbarten Regionen innerhalb des europäischen Strombinnenmarktes. Daher kann selbst in Ländern, in denen keine Risiken bestehen, die Versorgungssicherheit gefährdet sein, wenn sich die Zuverlässigkeit in den Nachbarländern verschlechtert [9].

In einer 2017 vorgelegten, von der Umweltorganisation Greenpeace beauftragten Studie heißt es, dass in jedem zweiten Jahr mindestens eine zweiwöchige kalte Dunkelflaute auftritt. Eine historische Betrachtung zeigt, dass sich die angespannte Situation über ganz Kontinentaleuropa erstreckt. Selbst bei ausreichenden Grenzkuppelkapazitäten existiere ein europäischer Ausgleichseffekt nur sehr bedingt. Würde beispielsweise die deutsche Braunkohleverstromung vorzeitig beendet, reichen die berücksichtigten Zubauten an Grenzkuppelkapazitäten nicht aus, um die Versorgungssicherheit während einer kalten Dunkelflaute zu gewährleisten [10].

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